Was Ärzte heute können, können nicht nur Ärzte…Und der Spotydoktor


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Wie bitte?

Liebe Ärzte, natürlich möchte ich provozieren, es ist aber gut gemeint. Dieses Thema wird aktuell überall debattiert. Werden Maschinen unsere Aufgaben übernehmen? Ich habe eine gute Nachricht. Ja, sie tun es bereits. Und wenn Maschinen unsere Tätigkeiten übernehmen, ist es höchste Zeit, neue Aufgaben zu suchen und die Maschinen zu unseren Gunsten zu nutzen.

Muss ich unbedingt zum Arzt gehen? Kinder bitte nicht nachmachen.

Ich spiele mit den Kindern und bekomme eine Prellung am Mittelfinger. Später ist der Finger nicht nur doppelt so groß wie sonst, er wird auch noch blau. Ich befrage GOOGLE – nicht einen Arzt –  für die beste Behandlung in diesem Fall. Schaue mir 3-5 Seiten über die Behandlung von Prellungen an und behandle mich selbst. Drei Tage später war mein Finger wieder in Ordnung. Nach einer Woche mit intensivem Onlinetraining könnte man “Spezialist” in Sachen Prellungen werden. Es ist Wahnsinn, wie viele Informationen man online findet. Es ist faszinierend.

Laufband-Gesundheitssystem

Was wäre passiert, wenn ich mich trotzdem entschieden hätte, einen Arzt aufzusuchen? Was hätte mir der Arzt in 20 Minuten sagen können? Der Arzt schaut sich den Finger an und fragt nach den Symptomen, um eine Behandlung vorzuschlagen. Kann man selber im Internet nachschauen. Gegebenfalls muss der Arzt mich zum Röntgen schicken, der Finger könnte ja gebrochen sein. Gunter Dueck spricht in einem Video sogar über einen Röntgenapparat, der die Diagnose gleich mitliefert.  Also, übernehmen die Maschinen die Arbeit des Arztes? Stop! Ok, ihr werdet sagen: Niemals! Maschinen werden nie die Deutungsfähigkeit eines Arztes ersetzen! Ich stimme zu. Die Information, die man bei einem Arztbesuch bekommt, geht in diesem Fall nicht tiefer als Google. Ist diese These sehr gewagt? Ja, vielleicht. Nur der Arzt findet heraus, ob der Finger gebrochen sein könnte und geröngt werden sollte. Google nicht. Stimmt!

Ich habe allerdings sehr oft Situationen erlebt, in denen ich zum Arzt gegangen bin und er alles verharmlost und mich nach Hause zurückschickt hat. Manchmal fühlt man sich dann wie ein Kind behandelt. Nach dem Motto: “Der nächste Patient wartet schon eine halbe Stunde.” Daran sind die Ärzte sozusagen nicht “schuld”. Ärzte haben sicher Gigabyte an Erfahrung und Wissen. Dieses Laufband-Gesundheitssystem lässt jedoch nicht wirklich zu, dass dieser Wissenschatz bei den Patienten ankommt.

Der Spotydoktor- vernetzter, persönlicher, näher

Ich denke, daran muss sich etwas ändern. Die Ärzte sollten sich dringend zusammentun und umdenken. Ärzte verlieren mit der Zeit ihre Informationshoheit und damit ihren Berufswert. Zumindest hat mein Hausarzt bei meiner Prellung keinen Cent verdient. Wie wäre es beispielsweise mit einer personalisierten Service-App, mit der ein Patient nonstop und in Echtzeit einen Arzt – NICHT GOOGLE – befragen könnte? Finger fotografieren, Symptome beschreiben und – Zack – an den Arzt geschickt. 10 Minuten später bekäme ich den Behandlungsvorschlag, und könnte, wenn nötig, weiter mit meinem Arzt reden. Das sollte einen persönlichen Besuch nicht ersetzen, der natürlich auch wichtig sein kann. Aber nur dann, wenn es wirklich notwendig ist.

Wenn man das weiterdenkt, etwa bei Diabetikern oder Herzkranken, die durch ein Echtzeitmonitoring begleitet werden könnten, bekommt das Ganze neuen Glanz. Die technologischen Voraussetzungen sind da. Damit könnten Arzte nicht nur Kosten und Zeit sparen, sondern auch Geld verdienen. Eine App für 9,00 Euro monatlich könnte ein Hit werden: der Spotydoktor 🙂 Das entlastet übrigens unser Gesundheitssystem.  Überdies ließen sich damit Big Data gewinnen für die weitere Forschung und Gesundheitsentwicklung.

Was Frisöre können, können nur Frisöre …

Was einige Ärzte heute für uns bei einem persönlichen Besuchstermin tun können, können nicht nur Ärzte. Man muss heute nicht mehr für jede Kleinigkeite zum Arzt rennen, sondern kann sich selbst behelfen, zum Beispiel über das Internet. Da müssen dringend Ärzte rein.

Auch bei den Friseuren gilt: Haare färben kann man heute selbst, aber für eine Dauerwelle oder einen schicken Haarschnitt geht man eben zum Friseur. Wie Ralf Zöbisch in seinem Artikel in einen anderen Kontext  feststellt: Was Frisöre können, können nur Frisöre …

Venetzt Euch!

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4 Gedanken zu „Was Ärzte heute können, können nicht nur Ärzte…Und der Spotydoktor

  1. maccoach sagt:

    Hat dies auf MacCoach rebloggt und kommentierte:
    das steckt eine Menge Potential drin! Aber Vorsicht: Datenschutz! Es ist technisch bereits heute möglich, dass wir Symptome googlen und plötzlich ein Angebot eines Facharztes per eMail erhalten……

    • greich sagt:

      Oh Ja! sehen Sie? Das habe ich nicht berücksichtigt. Werde demnächst meinen Spam-Ordner im Auge behalten um zu schauen ob die Fach-Spicker-Fraktion ( Prism &Co.) schon so aktiv sind…Obwohl, wenn sie mir Spotydoktor-App anbieten würden, wäre ja nicht schlecht 🙂 LG und danke für das Kommentar.

  2. Michael sagt:

    Gehoert in den Bereich der Selbstorganisation. Systeme adaptieren sich an ihre Umgebung und lernen somit kollektiv sich intelligent zu ihrem Nutzen anzupassen. Neue Technologien sind ein Teilaspekt die bei Selbstorganisation, in diesem Falle von Gesellschaften entstehen. Es besteht allerdings ein manchmal recht langer zeitlicher Verzug, bis sich durch die Technologie und andere Phaenomene, die sie eigentlich tragenden Strukturen, hier u.a. das Bildungssytem anpassen. Dieses zu langsame Anpassen verschlechtert ganz allgemein die Fitness eines Systems. Das Prinzip des Wandels wird zwar bejaht, aber wenn es um den eigenen Vorteil geht, nicht konsequent gelebt. Wir ueben noch..

    • greich sagt:

      Manchmal frage ich mich ob deutsche Ärzte sich im Tiefschlaf befinden… Leben sie noch HEUTE? wissen sie was Internet ist? Wissen sie wie schnell sie einen „spotydoktor“ verwirklichen können? Wissen sie, dass wir dafür auch möglicherweise bezahlen würden? Sie sind wohl mit dem Erhalt des „status quo“ beschäftigt, und vergessen, dass wir heute alles selber machen können…Wenn sie zu lange träumen wird es zu spät sein. Sagen wir mal so: Die USA-Leute sind dabei schneller. Danach werden Ärzte in Deutschland so was wie Leistungsschutzrecht für Ärzte durchsetzten wollen. Leider zu spät…

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