
Gustavo Reich 2008
Daten, Information und Wissen beherrschen heute unseren Alltag. Diese drei Wörter sind heute überall durcheinander gewürfelt zu lesen, oft werden vor allem Data und Information als Synonyme behandelt. Wissen wird auf der einen Seite als Voraussetzung für Erfolg, Ruhm und Ehre dargestellt. Auf der anderen Seite wird Wissen als eine Art Produkt behandelt, das man sich kaufen kann, wenn nötig. Alles ein wenig nebulös. Ich halte es für sehr wichtig, diese Begriffe auseinanderzuhalten, denn genau hier könnte der Kern des Problems liegen, wie ich finde. Es ist Konsens, dass wir heute in einer Informations- oder Wissensgesellschaft leben. Dass heißt: Data, Information und Wissen spielen zunehmend eine maßgebliche Rolle in unserem Leben.
Daten
Daten sind nichts. Sie existieren einfach und haben keine andere Bedeutung außerhalb ihrer eigenen Existenz. Ohne irgendein Instrument kommen Daten nicht ans Licht. Wir können beispielsweise Wärme nicht sehen. Wir können sie aber spüren. Wenn sie nicht spürbar wäre, könnte eine Wärmebildkamera nichts ausrichten. Um Daten zu erfassen, brauchen wir Instrumente biologischer oder technischer Natur. Die Daten werden dann gesiebt, kondensiert, organisiert, damit sie für den Erfasser einen Sinn ergeben. Bedeutend ist dabei der Faktor Mensch. Unsere Sichtweisen hängen immer von dem gesellschaftlichen Kontext ab, in dem wir uns bewegen. Kultur, Ethik, Moral, Berufsqualifikation, Nationalität, Wirtschaftssystem und vieles mehr entscheiden darüber, was wir sehen (wollen) oder was nicht.
Information
Daten werden durch Bedeutsamkeit zu Informationen. Ich “sehe” nur etwas, wenn es für MICH Bedeutung hat. Nur durch den Wahrnehmungsfilter einer spezifischen Relevanz gewinnen Informationen für eine Person oder Gruppen an Bedeutung.
Wissen
Information wird durch ihre Anwendung zu Wissen. Es steht für gesammelte praktische Erfahrung. Wissen besteht in der Regel aus wichtigen Errungenschaften, die in der Geschichte von Menschen oder Unternehmen eine positive Rolle gespielt haben. Dazu gehören ebenfalls negative Erfahrungen.
Daten werden in immer größeren Mengen vorhanden sein. Die Verfügbarkeit der Daten für den Menschen wird durch die vorhandenen Instrumente begrenzt und über unseren kognitiven Hintergrund definiert. Das bedeutet: Unmengen an Daten werden erst gar NICHT beachtet. Durch unzureichende Beobachtungsstrumente und vor allem wegen der blockierenden Relevanzfilter werden große Mengen an Daten nicht zu einer Information und nicht zu Wissen.
Wie viel mehr Wissen könnte zusätzlich entstehen, zum Beispiel für bessere Entscheidungen, wenn wir unser Relevanzfilter ein wenig durchbrechen; wenn wir zumindest ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die Sicht auf Informationen durch die Relevanzbrille und ihre Nutzung als Produkt zum Nichtwissen beiträgt. Wäre das nicht ein Mehrwert für unser Informationszeitalter? Die Entwicklung eines neuen Umfeldes oder eine neue Kultur, in der Wissen und Nichtwissen Hand in Hand gehen und sich gegenseitig bedienen?
Das ungenutzte Potenzial ist groß. Wir brauchen neue Werkezuge dafür!
Vernetzt Euch!