So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und den Menschen, was den Menschen gehört.

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Auch in anderen Bereichen, eben wieder den nicht ganz typischen Dienstleistungsbereichen finden wir Strukturen vor, wo das Mehr an Wertschätzung durch einen „ Aufpreis“ erworben werden kann. Wenn z.B. die Arzthelferin bei einer simplen Terminnachfrage fragt „ privat oder Kasse“, ist von vornherein klar, wer hier mehr im Mittelpunkt steht. Nun haben sich viele damit abgefunden, aber genau diese Resignation ist keine Basis.
Patienten unterhalten sich untereinander und übereinander. Da ist es nicht gut und erstickt jede Glaubwürdigkeit im Keim wenn von vornherein klar ist, wem hier mehr zugehört wird. Und das schlimmste ist, dass manche Kollegen solche Assoziationen noch hervorheben, in dem Sie unterschiedliche Wartebereiche anbieten. Da kann man ja nun nichts anderes mehr, als zu sagen „ jawohl, das Zweiklassensystem lebt“. Und warum funktioniert das? Weil viele auf einen Arzttermin angewiesen sind und nicht die Möglichkeit der Auswahl haben und das obwohl freie Arztwahl herrscht. In diesem Fall erscheint manchen Patienten dann jede Art der Empathie vielleicht sogar nur noch lächerlich.
Im Prinzip ist es ja nicht dramatisch, es gibt unterschiedliche Krankenkassen, genauso wie es unterschiedliche Menschen und unterschiedliche Bedürfnisse gibt und auch Mittel sie zu befriedigen. Wichtig ist doch denjenigen im konkreten Fall wissen zu lassen, dass man sich bemüht herauszufinden was Sein Bedürfnis eigentlich ist. Und genau das ist es was jeder möchte. Wir wollen gesehen, gehört und wahrgenommen werden. Wenn man dann ganz offen kommuniziert, erklärt und gemeinsam abwägt was möglich und sinnvoll ist, bin ich mir sicher das ein Grossteil es verstehen wird, wenn man z.B. nicht direkt eine Verordnung über 20 Massagen und Fangopackungen ausstellen kann. Aber was zählt ist die Ehrlichkeit und die Offenheit mit der man gegenübertritt.
Auf der anderen Seite muss auch der Patient versuchen den Arzt zu verstehen und auch genau das offen zum Ausdruck zu bringen. Das ist die viel umschriebene Arzt-Patient-Beziehung, ein Dialog der auf Gegenseitiger Wertschätzung beruht.
Wenn sie allerdings Goldmünzen für eine Wertschätzung der Klienten brauchen, bekommen sie eben Goldmünzen. Gebt Caesar, was des Ceasars ist. Es ist sicherlich noch ein weiter Weg, aber es lohnt sich allemal darüber nachzudenken. Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker!
Über den Autor:

Dr. med. Andreas Lysson
Facharzt für Innere Medizin
Arbeitet im Aeromedical Center/ Medizinischer Dienst der Lufthansa