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#BigData – auch nur wieder ein Hype, der irgendwann untergeht?


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Gastbeitrag von Conny Dethloff, Diplom-Mathematiker

Ich habe in vielen meiner BI Ausführungen meiner Reise des Verstehens angedeutet, dass BI-Initiativen und -Projekte in Unternehmen nicht ansatzweise das Potential heben, was notwendig wäre und wozu sie bei einem richtigen, nämlich ganzheitlich vernetzten Ansatz, im Stande wären, um die Herausforderungen, vor den Unternehmenslenker heute stehen, anzugehen.

Nun wurde mit dem Hype um Big Data scheinbar ein Ansatz gefunden, den verborgenen Schatz aus den Daten zu heben, um daraus Informationen für die Unternehmenssteuerung zu generieren. Da aber aus meiner Sicht, das Muster, denen bislang die BI-Initiativen aufgesessen waren, nicht durchbrochen wurde, wird auch dieser Hype bald abklingen und der Begriff „Big Data“ ebenso in Misskredit fallen wie die Begriffe „SOA“ oder „Balanced Scorecard“, um hier nur zwei vergangene Hypes zu nennen.

Eines ist bei diesen Hypes augenfällig. Sie sind stets technologisch geprägt. Unsere Denkmuster werden dabei niemals hinterfragt. Das ist meines Erachtens aber unerlässlich, um einen Quantensprung in der Unternehmensführung zu vollführen. Bevor ich das aber ausführe, möchte auf den Begriff „Big Data“ eingehen.

Was ist „Big Data“?

Sehr häufig wird der Ursprung des Begriffes „Big Data“ mit dem massiven Anstieg des Datenvolumens in Verbindung gebracht. Das ist auch ein Aspekt, aber nicht der Alleinige. Es ist ebenfalls zu beobachten, dass die Daten in immer mannigfaltigerer Form vorliegen und verarbeitet werden müssen und dass diese Verarbeitung schneller als früher von statten gehen muss, um diese Daten für die Unternehmensführung wertvoll werden zu lassen.

Folgende neue Datentypen sind an dieser Stelle zu nennen.

  1. Webdaten: Clickstreamdaten, e-Commerce Protokolldaten(„Fußabdruck“), Daten aus Onlinespielen, Daten aus sozialen Netzwerken (Facebook, Twitter, Xing, …)
  2. Semistrukturierte Daten: e-Mails, EDI, XML
  3. Unstrukturierte Daten: Text aus Kunden- und Lieferantenaustausch (Beschwerden, Verträge, Bestellungen, …)
  4. Sensordaten: Temperatur, Licht, Geodaten, Druck etc.
  5. Branchenspezifische strukturierte Transaktionsdaten: Aufzeichnungen aus Telefongesprächen, Transaktionsdaten aus dem Handel

Da diese Daten nun einmal in der Interaktion zwischen Menschen entstehen, macht es natürlich auch Sinn, diese zu nutzen, um Unternehmen effektiver und effizienter gegenüber dem Markt auszurichten. Das ist genommen. Allerdings wird in „Big Data“ zu viel hinein gelegt. Dazu jetzt einige Bemerkungen.

Was wird mit „Big Data“ verbunden?

Einer der anscheinend größten Feinde der Führungskräfte und Manager in Unternehmen ist die Unsicherheit und Ungewissheit, die die Zukunft in sich birgt. Entscheidungen, die gefällt werden müssen, erweisen sich erst in der Zukunft als richtig oder falsch. Zum Zeitpunkt des Entscheidens ist die Bewertung ungewiss und unsicher. Eine vorhersagbare Zukunft wäre an dieser Stelle der Ausweg. Und genau an dieser Stelle kommt „Big Data“ ins Spiel. Mit „Big Data“ soll das Ende des Zufalls eingeläutet werden. Die Zukunft soll vorhersagbar werden, damit sich die Manager und Führungskräfte sicher in ihren Entscheidungen fühlen. Quellen zu diesen Thesen findet man zu Hauf im Netz.

Ich möchte an dieser Stelle das Buch Das Ende des Zufalls: Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht von Rudi Klausnitzer anführen. Der Autor hat auch eine Homepage zu seinem Buch eröffnet: http://www.dasendedeszufalls.at

Dass diese Sichtweise über die Potentiale von Big Data ein Trugschluss ist möchte ich jetzt darlegen.

Ist Big Data nur ein Hype der vergeht?

Gehen wir mal den Weg und glauben an diese Big Data Illusion. Woran müssten wir dann auch glauben? Die Zukunft ist vorhersagbar, wie oben bereits kurz angedeutet. Denn nur dann könnten wir Optionsräume vollumfänglich in Algorithmen abbilden. Nur Entscheidungen, die wir irrtümlich als solche bezeichnen, die wir zum Zeitpunkt der Entscheidung also in richtig und falsch kategorisieren können, können wir in Algorithmen abbilden. Ein Beispiel wäre die Aufgabe „1+1“. Diese muss nicht mehr entschieden werden. Sie ist bereits entschieden. Für diese können wir Wissen aufbauen, welches in IT übersetzt werden kann, was ja auch bereits sehr oft erfolgreich praktiziert wurde. Nur hier bewegen wir uns stets im Raum der Kompliziertheit und verlassen diesen nicht. Wir haben es mit toten Systemen zu tun. Damit wird die Wirtschaft entmenschlicht und trivialisiert. Wirtschaft ist aber komplex und nicht tot, da sie ja von, für und Menschen gemacht ist. Hier hilft Wissen nicht weiter. Hier ist Erfahrung, Können und Talent entscheidend.

Ein Muster im Thema rund um Entscheidungen ist immer wieder zu erkennen: das Abgeben von Verantwortung. Wie oben angedeutet, sind solche Situationen, in denen Verantwortung abgegeben werden kann, keine Entscheidungssituationen. Nehmen wir wieder das Beispiel der Rechenaufgabe „1+1“. Für das Ergebnis „2“ muss ich keine Verantwortung übernehmen. Auf Basis der uns geläufigen Mathematik und den Axiomen ist die Aufgabe bereits entschieden und muss von mir nicht mehr entschieden werden. Ich folge den Axiomen und gebe die Verantwortung ab. Für das Befolgen der Axiome und das damit einhergehende richtige Nennen der Lösung benötige ich Wissen. Dieses Wissen ist beispielsweise in Rechenmaschinen technologisiert worden.

Bei Big Data wollen wir aber mehr. Hier geht es um noch nicht vorher im Konsens vereinbarte Situationen, die entschieden werden sollen. Diese reichen in die Zukunft. Hier kann man kein Wissen in Technologie übertragen, denn wir haben kein Wissen über die Zukunft. Hier helfen Erfahrungen weiter, die in ähnlichen, niemals gleichen (da es diese nicht gibt) Situationen der Vergangenheit gemacht wurden, weiter. Diese Erfahrungen spiegeln aber keine 100%-ige Sicherheit über die Zukunft wieder, was damit die in ihnen umgesetzten Algorithmen ebenfalls nicht tun. Hier muss Verantwortung übernommen werden, von den Schaffern als auch von den Nutzern, und damit den Entscheidern,  der Algorithmen.

Big Data kann den Menschen und seine Entscheidung niemals voll ersetzen. Versuchen Manager und Führungskräfte in Unternehmen dies zu tun, deklarieren sie ihr Unternehmen bereits als tot, da nur im Raum der Kompliziertheit Algorithmen einen Optionsraum vollumfänglich ausfüllen können. Die Umwelt des Unternehmens wird trivialisiert.

Das soll nicht bedeuten, Big Data gar nicht einzusetzen. Hier gilt wieder das Motto „sowohl als auch“ anstatt „entweder oder“. Big Data hilft, mehr Information aus den Daten zu generieren und damit eine bessere Basis für Entscheidungen in Unternehmen zu schaffen. Entscheiden muss am Ende aber immer noch der Mensch.

Und um abschließend die Frage zu beantworten. Ja, ich wette darauf, dass Big Data nur ein Hype ist, der irgendwann untergeht. Da Unternehmenslenker den Irrglauben nicht auflösen wollen, dass Unsicherheit und Ungewissheit in Entscheidungssituationen grundsätzlich vollends aufgelöst werden kann, wird dieser Fehler in Big Data gesucht. Damit wird dann Big Data als Heilsbringer zu Grabe getragen und einem neuen hinterher gehechelt.

Folgende weitere Quellen möchte ich Ihnen zu diesem Thema anreichen, die meine Gedanken und Ideen aus einem anderen Blickwinkel beleuchten.

  • Andreas Zeuch, ein Wegbegleiter auf meiner Reise des Verstehens, bezeichnet in einem seiner Posts Big Data als Big Illusion.
  • Eine hochgradig interessante Diskussion liefern sich John Gray, Nassim Nicholas Taleb, R. Dobelli und Tomáš Sedláček. Sie thematisieren Ideen und Gedanken zu ökonomischen, politischen und religiösen Utopien. Das Gespräch ist gespickt von absolut faszinierenden Sichtweisen. Hier nur eine, die zum Thema Big Data und Vorhersagbarkeit der Zukunft passt: „Meine Utopie besteht darin, dass es eine Vielzahl wirtschaftlicher Systeme gibt, in denen Leute dazu fähig sind, maximal aus ihren Fehlern zu lernen. Voraussetzung hierfür ist, dass Leute für ihre Entscheide haften und für ihre Fehler bezahlen.“

Begriffe Im Zuge der Zeit: Demnächst werden Zombie-Bezeichnungen wieder belebt ganz Im Zuge der Zeit…

Über den Autor:

conny-privat-2Conny Dethloff Diplom-Mathematiker und in der Wirtschaft tätig seit 1999. Berater und Manager mit Fokussierung auf die Themenbereiche Information Management und Change Management. Autor der beiden Bücher The Race – Change Management mit dem ChangeModeler und Von einem der auszog die Wirtschaft zu verstehen: Auszüge aus dem Logbuch der Reise sowie seines Logbuchs der Reise des Verstehens.

 

 

 

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#Menschen X #Maschinen: Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei?


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Neulich haben mich zwei verschiedene Dinge im Internet auf folgende Gedanken gebracht. Eines darüber, dass Ärzte auch mal was tun müssen, um im Zuge der Zeit zu bleiben. Und des andere über unser Bildungssystem. Den letzteren Gedanken möchte ich in diesem Artikel zum Ausdruck bringen.

Das erste, was ich gesehen habe, war das folgende Video von Gunter Dueck. Es geht um die Konkurrenz zwischen Menschen und Maschinen. Und das zweite war ein Artikel von Herrn Zöbisch über die Unersetzbarkeit von menschlichen Fähigkeiten. Natürlich haben beide Aspekte für mich einen eindeutigen Zusammenhang. Was mich letztendlich zur Frage brachte: Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei?  Zunächst einmal schaut Euch das Video an.

Das Ei kam wohl zuerst und macht das Huhn nicht deshab dümmer

Dueck sagt, dass Maschinen mehr wissen als ein Anfängerarzt. “Irgendwann sind Computer klüger als wir”. Und ich sage: Nie im Leben!  Er schließt daraus die Notwendigkeit, dass wir mehr “wissen” müssen als Computer. GERINGE Bildung hilft nicht mehr, weil die Maschinen es schon besitzen. Danach prädigte er ein Hochbildungsland.

Jack the Ripper sollte mal gesagt haben: Lass es uns in Teile zerlegen. Ich folge dann Mal seinem Rat:

  • Wenn man das Video richtig anschaut, erkennt man einen Cut. Bevor Her Dueck nach diesem Cut sagte: “Im Grunde nur richtig gut verdienen können Leute, die jetzt ein Fähigkeits-Level haben, das über jenen Routinetätigkeiten liegen, die Computer bereits übernohmen haben”. Und dabei sieht er eine “Spaltung” der Welt. Zu wenig Leute “bemühten” sich über den Stand der Computer zu kommen. Spaltung? Bemühen sich die Menschen zu wenig? Nein…sicher nicht. Diese Spaltung kommt erst durch unser Bildungssystem zustande, das uns wie Maschinen bildet (siehe dazu besonders: http://www.youtube.com/watch?v=zDZFcDGpL4U). Wiederholung von Fakten. Das können Maschinen besser.

  • Was meinte er mit geringer Bildung? In dem Beispiel hat der Anfänger-Arzt wohl eine Universität besucht und weiß danach weniger als eine Röntgenmaschine? Vermutlich ist eher was an der Bildung nicht richtig?

Wissen ist interpretierte Information. Computer ist programmiertes Wissen

Die Intelligenz von Maschinen geht nur soweit, wie wir sie programmieren. Und unsere Intelligenz geht auch nur soweit, wie sie uns durch Bildung programmiert wird. Was uns von Maschinen unterscheidet ist unsere Fähigkeit, den aktuellen Wissensstand neu zu interpretieren. Das können Computer (noch?) nicht. Da muss erst ein Mensch ran. Vielleicht sollten wir uns damit befassen, dass Studenten nicht – nur – da sind, um akzeptierte Fakten einfach zu wiederholen. Hier in Form des Bedieners einer Maschine. Programmiertes zu wiederholen sollte die Aufgabe von Maschinen sein und nicht von Studenten. Sie sollten natürlich auf den aktuellen Faktenstand kommen, aber dann darüberhinaus gehen. Und das in einer Universität.  Sie sollten gefördert werden selbst zu denken. Sie sollten im Bildungsinstitut Raum dafür zur Verfügung gestellt bekommen. Inspiriert werden, ihre Kreativität aufs Maximum zu bringen. Ihre Sicht der Welt zum Ausdruck bringen zu können.

Wir können und sollten ruhig viele unserer Aufgabe den Computern überlassen. Tun wir bereits. Dafür sind sie da und es dient uns. Das ist Entwicklung! Entwicklung kommt nur zustande, wenn wir anhand der aktuellen Wissens-Level, diese hinterfragen.  Daran haben wir die letzten 100 Jahren gearbeitet. Und nun machen uns Maschinen dumm? Nein! Ich bin eher der Meinung, dass sie uns den Zugang zum Generieren von neuem WISSEN verschaffen. Dass die neue Generation nicht richtig dafür vorbereitet ist, liegt eben an unserem Bildungssystem. Wir brauchen ja eine andere Herangehensweise an Erziehung/ Bildung unserer Jüngeren. Eine im Zuge der Zeit, in der Menschen ihre Potentiale entfalten können und nicht durch Maschinen dumm gestellt werden.

Machinen können schneller auf WISSEN kommen

Maschinen haben wohl eine Eigenschaft, die wir nicht besitzen. Sie müssen nicht geboren sein und im Laufe von 25 Jahren Wissen aneignen. Sie bekommen alles übertragen in wenigen Minuten. Oha! mir ist Angst und Bange!

Bis ein geborenes Kind sich alles aneignet, was in einem Computer drin steckt, z.B. sämliche heute verfügbaren medizinischen Informationen, sind ja mindestens schon 20 Jahre vergangen. Und in dieser Zeit wäre der Medizinstudent noch nicht auf dem Status des  Hochbildungsnieveaus angelangt. Während dessen haben schon Andere, die alles hinterfragen, und neues Wissen generieren, neue Informationen in die Maschinen rein programmiert und der neue Änfäger-Arzt ist schon wieder überholt. Was nun?

Wir sollten Voraussetzung schaffen, ständig Wissen zu hinterfragen. Das können Computer – noch –  nicht, und sie werden es nie können. Das tun wir, auf Basis unserer gemachten Erfahrungen!  Wir brauchen eine neue Herangehensweise im Bildungssystem: Erfahrungen sammeln und lernen, neue Informationen gegen diese gemachten Erfahrungen abzuschätzen und im Erkennen von Zusammenhängen zu neuem Wissen zu kreieren.

Ich denke, mehr Fakten kennen zu wollen als Computer gespeichert haben, ist verlorene Zeit. Denn Maschinen werden Fakten ständig kumulieren und dies wahrscheinlich ad infinitum. Sie werden immer den Studenten voraus sein. Entweder ändern wir die Form der menschlichen Bildung oder wir entwickeln eine Möglichkeit des Wissensabgleichs zwischen Maschinen und Menschen. Eine Art mechanische Telepathie. Schau Mal HIER.  Ja, da machen sich Leute schon Gedanken darüber. Leider nicht unsere deutsche Studenten….

Vernetzt Euch

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Was Ärzte heute können, können nicht nur Ärzte…Und der Spotydoktor


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Wie bitte?

Liebe Ärzte, natürlich möchte ich provozieren, es ist aber gut gemeint. Dieses Thema wird aktuell überall debattiert. Werden Maschinen unsere Aufgaben übernehmen? Ich habe eine gute Nachricht. Ja, sie tun es bereits. Und wenn Maschinen unsere Tätigkeiten übernehmen, ist es höchste Zeit, neue Aufgaben zu suchen und die Maschinen zu unseren Gunsten zu nutzen.

Muss ich unbedingt zum Arzt gehen? Kinder bitte nicht nachmachen.

Ich spiele mit den Kindern und bekomme eine Prellung am Mittelfinger. Später ist der Finger nicht nur doppelt so groß wie sonst, er wird auch noch blau. Ich befrage GOOGLE – nicht einen Arzt –  für die beste Behandlung in diesem Fall. Schaue mir 3-5 Seiten über die Behandlung von Prellungen an und behandle mich selbst. Drei Tage später war mein Finger wieder in Ordnung. Nach einer Woche mit intensivem Onlinetraining könnte man “Spezialist” in Sachen Prellungen werden. Es ist Wahnsinn, wie viele Informationen man online findet. Es ist faszinierend.

Laufband-Gesundheitssystem

Was wäre passiert, wenn ich mich trotzdem entschieden hätte, einen Arzt aufzusuchen? Was hätte mir der Arzt in 20 Minuten sagen können? Der Arzt schaut sich den Finger an und fragt nach den Symptomen, um eine Behandlung vorzuschlagen. Kann man selber im Internet nachschauen. Gegebenfalls muss der Arzt mich zum Röntgen schicken, der Finger könnte ja gebrochen sein. Gunter Dueck spricht in einem Video sogar über einen Röntgenapparat, der die Diagnose gleich mitliefert.  Also, übernehmen die Maschinen die Arbeit des Arztes? Stop! Ok, ihr werdet sagen: Niemals! Maschinen werden nie die Deutungsfähigkeit eines Arztes ersetzen! Ich stimme zu. Die Information, die man bei einem Arztbesuch bekommt, geht in diesem Fall nicht tiefer als Google. Ist diese These sehr gewagt? Ja, vielleicht. Nur der Arzt findet heraus, ob der Finger gebrochen sein könnte und geröngt werden sollte. Google nicht. Stimmt!

Ich habe allerdings sehr oft Situationen erlebt, in denen ich zum Arzt gegangen bin und er alles verharmlost und mich nach Hause zurückschickt hat. Manchmal fühlt man sich dann wie ein Kind behandelt. Nach dem Motto: “Der nächste Patient wartet schon eine halbe Stunde.” Daran sind die Ärzte sozusagen nicht “schuld”. Ärzte haben sicher Gigabyte an Erfahrung und Wissen. Dieses Laufband-Gesundheitssystem lässt jedoch nicht wirklich zu, dass dieser Wissenschatz bei den Patienten ankommt.

Der Spotydoktor- vernetzter, persönlicher, näher

Ich denke, daran muss sich etwas ändern. Die Ärzte sollten sich dringend zusammentun und umdenken. Ärzte verlieren mit der Zeit ihre Informationshoheit und damit ihren Berufswert. Zumindest hat mein Hausarzt bei meiner Prellung keinen Cent verdient. Wie wäre es beispielsweise mit einer personalisierten Service-App, mit der ein Patient nonstop und in Echtzeit einen Arzt – NICHT GOOGLE – befragen könnte? Finger fotografieren, Symptome beschreiben und – Zack – an den Arzt geschickt. 10 Minuten später bekäme ich den Behandlungsvorschlag, und könnte, wenn nötig, weiter mit meinem Arzt reden. Das sollte einen persönlichen Besuch nicht ersetzen, der natürlich auch wichtig sein kann. Aber nur dann, wenn es wirklich notwendig ist.

Wenn man das weiterdenkt, etwa bei Diabetikern oder Herzkranken, die durch ein Echtzeitmonitoring begleitet werden könnten, bekommt das Ganze neuen Glanz. Die technologischen Voraussetzungen sind da. Damit könnten Arzte nicht nur Kosten und Zeit sparen, sondern auch Geld verdienen. Eine App für 9,00 Euro monatlich könnte ein Hit werden: der Spotydoktor 🙂 Das entlastet übrigens unser Gesundheitssystem.  Überdies ließen sich damit Big Data gewinnen für die weitere Forschung und Gesundheitsentwicklung.

Was Frisöre können, können nur Frisöre …

Was einige Ärzte heute für uns bei einem persönlichen Besuchstermin tun können, können nicht nur Ärzte. Man muss heute nicht mehr für jede Kleinigkeite zum Arzt rennen, sondern kann sich selbst behelfen, zum Beispiel über das Internet. Da müssen dringend Ärzte rein.

Auch bei den Friseuren gilt: Haare färben kann man heute selbst, aber für eine Dauerwelle oder einen schicken Haarschnitt geht man eben zum Friseur. Wie Ralf Zöbisch in seinem Artikel in einen anderen Kontext  feststellt: Was Frisöre können, können nur Frisöre …

Venetzt Euch!

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#Strategie: Über das “ICH-Mensch”- Unternehmen und die alte Weisheit der Friseure


Friesuer

Zahlenmäßiges Wachstum reicht als Unternehmensziel heute nicht mehr aus. Die Führungsetagen müssen umdenken und ihren Kunden vor allem auch ein menschliches Gesicht zeigen, um sie auf Augenhöhe erreichen zu können. Überlegungen und Thesen darüber, worauf sich Unternehmen von nun an konzentrieren sollten.

Wir befinden uns mitten in einem Bewusstseinswandel

Die Menschen erwachen langsam aus einem jahrhundertealten Tiefschlaf. Dabei entwickeln sie eine neue Identität und finden im Netz schnell Gleichgesinnte, mit denen sie ihr neues Identitätsbewusstsein teilen. Und es werden immer mehr. Währenddessen denken traditionelle Unternehmen weiterhin in veralteten Mustern, deren Wirtschaftskultur so alt ist wie sie selbst.

Raus aus dem Hamsterrad der Zahlen

Je größer ein Unternehmen ist, desto mehr Zeit verbringt es mit sich selbst und umso weniger Zeit mit den Kunden und Mitarbeitern, seinem wertvollsten Kapital. Vorstandsentscheidungen beschränken sich auf die Wahrnehmung von Zahlen und die Umsetzung von Wachstumszielen, sie orientieren sich nicht an den Menschen. Sie sind lediglich Opfer des Wachstumsdenkens und Objekte von “Geschäftsgeheimnissen”. Eine vertrauensvolle Kundenbindung findet nicht statt.

Wie erreiche ich die Menschen dort, wo sie sind?

Das ist für mich momentan die Frage alle Marketingfragen: Wie erreiche ich die Menschen dort, wo sie sind? Werfen wir einmal einen Blick auf Facebook. Mein Tag beginnt mit dem Lesen der Neuigkeiten bei Facebook. Dort treffe und finde ich Unternehmen, Menschen und Gruppen, die für mich relevant sind. Dort ist meine persönliche Tageszeitung. Das bin ICH. Ich entscheide, wer oder was dazugehört, welcher Stimme ich vertraue oder nicht. Der Kern der Frage ist das “DORT”. Dabei geht es nicht um eine Ortsangabe oder ein bestimmtes Netzwerk, denn das Medium ist im Grunde egal. Es geht um die Wahrnehmungspräferenz der Menschen. Das was die Kunden SIND.

Diese auf Produkte oder Dienstleistungen aufmerksam zu machen, wird immer wirkungsloser, denn Firmen können nicht mehr alles SEIN. Wenn Unternehmen weiterhin in alten Mustern des Massengeschäftes und von den Kunden als einer Zahl denken, ist der Misserfolg aus meiner Sicht garantiert. Stattdessen müssten sie in dieses ICH-Universum eintauchen, um erfolgreich zu sein. Das Gießkannenprinzip funktioniert nicht mehr. Traditionelles Marketing ist tot.

Victor Sahate: “Der Wert einer menschlichen Information wird immer größer sein als eine leblose Markenbotschaft … Die Veränderungen in der aktuellen Kommunikation brechen viele Grundhaltungen und Businessplanungen, vor allem bei den ´Großen`…”

Erst die Haare schneiden, damit sie stärker wachsen

Die digitalisierte und vernetzte Welt kann sich Veränderungen viel schneller anpassen als große Unternehmen. Sie scheitern an ihrer Größe und sitzen auf einem Riesen-Ich-Groß-Haufen. Von dort schießen sie auf alle Seiten, um zu sehen, ob es klappt. Die Methoden sind gruselig: Leistungsschutzrecht der Verlage und die Netz-Klassen-Gesellschaft der Telekom. Um den Ansatz einer ICH-Werdung voranzutreiben, ist eine umfassende Restrukturierung erforderlich, ein Neuanfang unter dem Motto: “Erst die Haare schneiden, damit sie stärker wachsen”.

Allein die Tatsache, dass Geschäftsführer ihre Mitarbeiter nicht alle persönlich kennen, ist für mich ein Zeichen, dass etwas schief läuft. Eine Restrukturierung ist bei der aktuellen Lage vieler Unternehmen heutzutage dringend nötig. Sonst steht uns ein großer Knall bevor. Es ist wichtig, ihn zu vermeiden, denn er wird für uns alle unschön. Daran hängen viele Arbeitsplätze und damit Überlebensgrundlagen.

Kunden sollen Dich lieben. Ich sage extra lieben: Es reicht nicht mehr aus, zufrieden zu sein. Ein Unternehmen sollte sich in der Zukunft strategisch so ausrichten, dass es zu einer Erweiterung des Kunden-SEINS werden kann. Dort ist kein Platz mehr für das Massengeschäft und für hypergroße Unternehmensstrukturen, denn sie können mit der Geschwindigkeit der Veränderungen in unserer aktuellen und zukünftigen Welt nicht mithalten.

Dafür sind in erster Linie Öffnung und Transparenz im Zusammenhang mit einer Annäherung von Unternehmen und Kunden notwendig. Könnten sie sich nicht so nahe kommen, dass sie sich nicht mehr voneinander unterscheiden? Dann wird Erfolg nicht ausbleiben. In diesem Sinne sollten Unternehmen auch eine eigene Identität bilden – eine echte, nicht vorgetäuschte – und Menschen werden. Gruppen von Menschen, die sich auf Augenhöhe mit ihren Mitmenschen befinden.

Die Zeit läuft. Automatisierung und Technologie sind nichts, wenn man sie nicht richtig einsetzt

Seit einigen Jahren haben die Unternehmen diese eigentlich richtige Sicht der Dinge vernachlässigt. Unter dem Druck der aktuellen Umstände (Internet, Finanzkrise etc.) müssen sie aus ihrem Hamsterrrad der Zahlen hinaus und der Entwicklung hinterherrennen. Sie müssen nun viel schneller reagieren, als sie eigentlich müssten, wenn sie ihre Energie vorher in die richtigen Bereiche investiert hätten: in die Bildung einer eigenen unternehmerischen Identität, in die Förderung der Identifikation der Mitarbeiter mit dem Unternehmen, in die Wahrnehmung der Kunden als Menschen, in die Entwicklung von Produkten, die sich an den Wahrnehmungspräferenz der Menschen orientieren, in die Beteiligung von Kunden und Mitarbeitern an Innovationsprozessen.

Also, liebe Unternehmen. In diesem Blogartikel ist das Wort “Mensch” 15 Mal vorgekommen. Also los! 🙂 – Zählt Ihr jetzt alle nach, ob es stimmt?!

Vernetzt Euch!

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