“Wie kann persönliche Nähe mit Internetkommunikation erreicht werden?” Meine auf Facebook gestellte Frage beantwortete Sabine Hass freundlicherweise und äußerst ausführlich in 2 Kommentaren. Teil 1 und Teil 2. In Teil 2, in dem sie auf die Beziehung zwischen Kunden und Unternehmen eingeht, bringt sie eine Aussage, die mich auf weitere Gedanken gebracht hat. Sie schrieb:
“…Für den Kunden – wenn wir von vernünftigen, durchaus verständigen und beziehungsfähigen Menschen ausgehen – muss in der Regel ein Grund vorliegen, um überhaupt eine Beziehung zu Unternehmen einzugehen. Dieser Grund bzw. dieses Motiv ist überwiegend nicht emotionaler, sondern rein funktionaler Natur …”.
Funktionale und emotionale Gründe
Die Gründe, warum eine Bindung zwischen Menschen entsteht, ist vielfältig und komplex. Zu einem, weil wir alle unterschiedlich sind, und zum anderen, weil es dafür nicht die eine richtige Antwort gibt. In der Beziehung zwischen Kunden und Unternehmen wird das Thema Bindung noch komplexer. Wie sollen fünftausend Mitarbeiter zu 1,5 Millionen Kunden Nähe herstellen? Aber warum gehen Kunden überhaupt eine Beziehung mit einem Unternehmen ein?
Gemeinsame Interessen von Kunden und Unternehmen.
Interessen von Kunden werden aus persönlichen Bedürfnissen geboren. Diese Bedürfnisse haben unabdinglich einen emotionalen Hintergrund und zielen auf Befriedigung. Interessen von Unternehmen sind wirtschaftlicher und finanzieller Natur, orientieren sich jedoch an den Bedürfnissen der Kunden, wie beispielsweise Sicherheit, Mobilität, Unterhaltung. In Form von Produkten oder Dienstleistungen befriedigen Unternehmen diese Bedürfnisse. Zwischen Kunden und Unternehmen besteht daher eine klare Korrelation von Interessen, die in ihrem Kern emotionaler Natur ist.
Begeisterung und Identitätsbildung sind das Ziel
Ohne Emotion funktioniert keine Beziehung zu einem Unternehmen. Emotionen steuern die gesamte Interaktion und beeinflussen Nutzung, Treue, Status, Service-Beziehung, Unterhaltung, finanzielle Vorteile. Begeisterung und Identitätsbildung werden ebenfalls in hohem Maße von Emotionen getragen. Sie zu wecken, muss das Ziel sein. Erst wenn Kunden sich begeistern lassen und sich mit dem Unternehmen identifizieren können, haben Unternehmen alles richtig gemacht.
Ich möchte meinen Urlaub in Dubai verbringen. Ich gehe ins Internet und klicke mich bei Emirates durch. Ich kaufe mir ein Ticket online. Während der Abwicklung fällt mir eine Frage zum Flug ein. Ich rufe eine Servicenummer an und werde höflich und sympathisch bedient. Nach einer Minute sind meine Fragen geklärt. Ich bin absolut begeistert vom Aussehen und der Usability der Webseite. Die Flugverbindungen waren super und die Abflugzeiten hervorragend. Der Preis war okay, der Kundenservice überrraschend unkompliziert und freundlich.
Angst, Hoffnung, Sorge
Ich hatte vom Anfang bis zum Ende der Interaktionskette mit Emotionen zu tun. Da war die Aussicht auf einen schönen Erholungsurlaub und die Angst vor einer möglichen Entäuschung, falls Abflugtage oder Abflugzeiten nicht passen sollten. Da war die Hoffnung, endlich einmal mit Emirates zu fliegen, und die Sorge, dass meine Fragen zum Flug nicht rechtzeitig geklärt werden könnten.
Funktion im Dienst der Emotion
Bei allen Interaktionen zwischen Kunden und Unternehmen spielen Emotionen eine wichtige Rolle. Vielleicht sogar die wichtigste Rolle. Es reicht also nicht, eine Kundenbeziehung rein funktional zu sehen. Die Funktion muss immer in den Dienst der Emotionen gestellt werden.
Kundennähe muss gelebte Unternehmenskultur sein
Wirtschaftlichkeitüberlegungen, Effizienzdenken und Kostensenkungswahn haben in der Vergangenheit dazu geführt, dass sich Unternehmen “desemotionalisiert” und die Nähe zu den Kunden verloren haben. Es ist allerdings nie zu spät, die emotionale Bindung wiederherzustellen. Das Internet und die neue Technologien bieten dafür aktuell viele Möglichkeiten. Recht verstandene Kundenbindung sollte jedoch gelebte Unternehmenskultur sein und aus innerer Überzeugung betrieben werden, und nicht – wie es aktuell meistens immer noch der Fall ist – nur oberflächlich.
Danke Sabine Haas für die Inspirationen.
Vernetzt Euch!