Archiv der Kategorie: Arbeit

#Menschen X #Maschinen: Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei?


Foto (6)

Neulich haben mich zwei verschiedene Dinge im Internet auf folgende Gedanken gebracht. Eines darüber, dass Ärzte auch mal was tun müssen, um im Zuge der Zeit zu bleiben. Und des andere über unser Bildungssystem. Den letzteren Gedanken möchte ich in diesem Artikel zum Ausdruck bringen.

Das erste, was ich gesehen habe, war das folgende Video von Gunter Dueck. Es geht um die Konkurrenz zwischen Menschen und Maschinen. Und das zweite war ein Artikel von Herrn Zöbisch über die Unersetzbarkeit von menschlichen Fähigkeiten. Natürlich haben beide Aspekte für mich einen eindeutigen Zusammenhang. Was mich letztendlich zur Frage brachte: Wer war zuerst da, die Henne oder das Ei?  Zunächst einmal schaut Euch das Video an.

Das Ei kam wohl zuerst und macht das Huhn nicht deshab dümmer

Dueck sagt, dass Maschinen mehr wissen als ein Anfängerarzt. “Irgendwann sind Computer klüger als wir”. Und ich sage: Nie im Leben!  Er schließt daraus die Notwendigkeit, dass wir mehr “wissen” müssen als Computer. GERINGE Bildung hilft nicht mehr, weil die Maschinen es schon besitzen. Danach prädigte er ein Hochbildungsland.

Jack the Ripper sollte mal gesagt haben: Lass es uns in Teile zerlegen. Ich folge dann Mal seinem Rat:

  • Wenn man das Video richtig anschaut, erkennt man einen Cut. Bevor Her Dueck nach diesem Cut sagte: “Im Grunde nur richtig gut verdienen können Leute, die jetzt ein Fähigkeits-Level haben, das über jenen Routinetätigkeiten liegen, die Computer bereits übernohmen haben”. Und dabei sieht er eine “Spaltung” der Welt. Zu wenig Leute “bemühten” sich über den Stand der Computer zu kommen. Spaltung? Bemühen sich die Menschen zu wenig? Nein…sicher nicht. Diese Spaltung kommt erst durch unser Bildungssystem zustande, das uns wie Maschinen bildet (siehe dazu besonders: http://www.youtube.com/watch?v=zDZFcDGpL4U). Wiederholung von Fakten. Das können Maschinen besser.

  • Was meinte er mit geringer Bildung? In dem Beispiel hat der Anfänger-Arzt wohl eine Universität besucht und weiß danach weniger als eine Röntgenmaschine? Vermutlich ist eher was an der Bildung nicht richtig?

Wissen ist interpretierte Information. Computer ist programmiertes Wissen

Die Intelligenz von Maschinen geht nur soweit, wie wir sie programmieren. Und unsere Intelligenz geht auch nur soweit, wie sie uns durch Bildung programmiert wird. Was uns von Maschinen unterscheidet ist unsere Fähigkeit, den aktuellen Wissensstand neu zu interpretieren. Das können Computer (noch?) nicht. Da muss erst ein Mensch ran. Vielleicht sollten wir uns damit befassen, dass Studenten nicht – nur – da sind, um akzeptierte Fakten einfach zu wiederholen. Hier in Form des Bedieners einer Maschine. Programmiertes zu wiederholen sollte die Aufgabe von Maschinen sein und nicht von Studenten. Sie sollten natürlich auf den aktuellen Faktenstand kommen, aber dann darüberhinaus gehen. Und das in einer Universität.  Sie sollten gefördert werden selbst zu denken. Sie sollten im Bildungsinstitut Raum dafür zur Verfügung gestellt bekommen. Inspiriert werden, ihre Kreativität aufs Maximum zu bringen. Ihre Sicht der Welt zum Ausdruck bringen zu können.

Wir können und sollten ruhig viele unserer Aufgabe den Computern überlassen. Tun wir bereits. Dafür sind sie da und es dient uns. Das ist Entwicklung! Entwicklung kommt nur zustande, wenn wir anhand der aktuellen Wissens-Level, diese hinterfragen.  Daran haben wir die letzten 100 Jahren gearbeitet. Und nun machen uns Maschinen dumm? Nein! Ich bin eher der Meinung, dass sie uns den Zugang zum Generieren von neuem WISSEN verschaffen. Dass die neue Generation nicht richtig dafür vorbereitet ist, liegt eben an unserem Bildungssystem. Wir brauchen ja eine andere Herangehensweise an Erziehung/ Bildung unserer Jüngeren. Eine im Zuge der Zeit, in der Menschen ihre Potentiale entfalten können und nicht durch Maschinen dumm gestellt werden.

Machinen können schneller auf WISSEN kommen

Maschinen haben wohl eine Eigenschaft, die wir nicht besitzen. Sie müssen nicht geboren sein und im Laufe von 25 Jahren Wissen aneignen. Sie bekommen alles übertragen in wenigen Minuten. Oha! mir ist Angst und Bange!

Bis ein geborenes Kind sich alles aneignet, was in einem Computer drin steckt, z.B. sämliche heute verfügbaren medizinischen Informationen, sind ja mindestens schon 20 Jahre vergangen. Und in dieser Zeit wäre der Medizinstudent noch nicht auf dem Status des  Hochbildungsnieveaus angelangt. Während dessen haben schon Andere, die alles hinterfragen, und neues Wissen generieren, neue Informationen in die Maschinen rein programmiert und der neue Änfäger-Arzt ist schon wieder überholt. Was nun?

Wir sollten Voraussetzung schaffen, ständig Wissen zu hinterfragen. Das können Computer – noch –  nicht, und sie werden es nie können. Das tun wir, auf Basis unserer gemachten Erfahrungen!  Wir brauchen eine neue Herangehensweise im Bildungssystem: Erfahrungen sammeln und lernen, neue Informationen gegen diese gemachten Erfahrungen abzuschätzen und im Erkennen von Zusammenhängen zu neuem Wissen zu kreieren.

Ich denke, mehr Fakten kennen zu wollen als Computer gespeichert haben, ist verlorene Zeit. Denn Maschinen werden Fakten ständig kumulieren und dies wahrscheinlich ad infinitum. Sie werden immer den Studenten voraus sein. Entweder ändern wir die Form der menschlichen Bildung oder wir entwickeln eine Möglichkeit des Wissensabgleichs zwischen Maschinen und Menschen. Eine Art mechanische Telepathie. Schau Mal HIER.  Ja, da machen sich Leute schon Gedanken darüber. Leider nicht unsere deutsche Studenten….

Vernetzt Euch

Getaggt mit , , , , , , , , , , , , , , ,

Zukunft: Schon vorbei? von Heike Arnold


"Zukunft: Schon vorbei?" - Telearbeit anno 1998, Heike Anold mit Tochter Laura (Quelle: Allegra Women & Work).

Bild:“Zukunft: Schon vorbei?“ – Telearbeit anno 1998, Heike Anold mit Tochter Laura (Quelle: Allegra Women & Work)

Was hat die Zukunftsforschung Mitte der 1990er Jahre mit dem Einzug des Internets nicht alles vorhergesagt! Vom absehbaren Ende der klassischen Arbeit war die Rede. Von völlig neuen Lebens- und Arbeitsformen. Von grenzenloser Freiheit, die uns die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien bescheren werden. Die Realität im Jahr 2012? Sieht anders aus!

Eine Reflektion von Heike Arnold

Was war ich damals stolz! Zu Recht durfte ich mich Anfang 1998 eine Pionierin auf dem Gebiet „Neuer Arbeitswelten“ nennen und mich über meinen ersten Innovationspreis freuen – den „Office 21-Award“, verliehen vom renommierten Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation und dem Wirtschaftsmagazin impulse. In der Einladung zum Rahmenprogramm der Preisverleihung hieß es:

“Die Welt des Büros ist im Umbruch. Moderne Informations- und Kommunikationstechnologien verändern die Arbeit im Büro radikaler als je zuvor. Telearbeit, Hot-desking, Desk-sharing und Mobile-Working sind nur einige der derzeit diskutierten Ansätze. Neue Bürolösungen mit innovativen Produkten werden ein Arbeiten unabhängig von Zeit, Ort und Struktur ermöglichen.“ 
(Prof. E. h. Dr. h. c. Hans-Jörg Bullinger, Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation)

Vorsprung!

Neuland zu betreten mit dem, was man tut – das hat schon was ganz besonderes. Das ist aufregend! Das prickelt! Und vor allem: Es ist niemand da, der dir (vor-)sagen kann, wie du dein Ding zu machen hast. Der Alltag ist geprägt von „Trial and Error“ – „Versuch und Irrtum“, vor allem, wenn es um die Auswahl der richtigen Partner geht. Mitmachen wollen viele, aber nur wenige haben eine klare Vorstellung davon, wie sie die „virtuelle Zusammenarbeit“ organisieren wollen. Wird schon irgendwie gehen. Über E-Mail und Telefon. Doch geht das auch dann, wenn man sich persönlich nicht kennt?
Das war die alles entscheidende Frage, die vor allem die Forschung und die Medien seinerzeit interessierte. Zusammenarbeiten, ohne vorher gecheckt zu haben, ob die Chemie stimmt? Ob man sich überhaupt „riechen“ kann? Oder gar vertrauen?

Gleichgesinnt.

Den meisten Menschen, die mir damals begegneten, war dieser Gedanke suspekt. Und ist es bis heute geblieben. Ganz gleich, über welche technologischen Medien und Collaboration-Tools wir im Jahr 2012 auch verfügen – vom Internet, das uns Kommunikation in Echtzeit ermöglicht bis zum Smartphone, über das wir unser Leben zunehmend mit dem anderer vernetzen: Der Mensch als soziales Wesen kommt ohne reale Kontakte nicht aus.
Aus dem Networking der 1990er Jahre – dem „Arbeiten im Netz“ sind längst reale Veranstaltungen geworden, in denen – „face-to-face“ Kontakte geknüpft werden – Kontakte, die einen anderen Wert haben als jene, die über XING, Facebook & Co. zustande kommen. Doch damit nicht genug: Anstatt die technologischen Möglichkeiten für die „Work-Life-Balance“ zu nutzen oder „Beruf und Familie“ unter einen Hut zu bekommen, strebt die Mehrzahl der Kinder betreuenden Mütter „raus“ aus dem Alltag und „rein“ in den Betrieb – dorthin, wo man liebe Kollegen trifft, um „after Work“ gemeinsam zu chillen oder Probleme zu diskutieren. Selbstverständlich jederzeit für jeden via Handy erreichbar, wie es aktuell Trend ist. Zuhause arbeiten? Da sieht man ja nur den ganzen Tag die unerledigte Hausarbeit vor sich!

Rückschritt.

Burnout! Vorbei die Zeiten, in denen Mitarbeiter gut bezahlte Jobs hinschmissen für die Idee von „Arbeite, wo und wann du willst!“. Wir sind (fast) wieder da, wo wir vor Jahren standen. Das „Kleine“ hat sich nicht gegen das „Große“ durchgesetzt, wie Zukunftsforscher uns weismachen wollten. Die Karten werden wieder von Arbeitgebern gemischt. Wo und wann du arbeitest, bestimmt die Firma.
Wen wundert’s, dass kein Tag vergeht, an dem nicht in irgendwelchen Foren von „Burnout“ die Rede ist und von der Unzufriedenheit der Deutschen mit ihren Jobs. Für politische Aktivisten, die eine „sozialistische Demokratie“ in Deutschland fordern, ist das Klagen Wasser auf die Mühle. Aber: Sozialistisch? War das nicht das System, im dem zwar alle Arbeit hatten, aber der Einzelne keine Rechte und Freiheiten? Keine Selbstbestimmung? Keine Wahl?
Gewiss. Einfach ist es nicht, aus den Freiheiten und Rechten, die wir in der Bundesrepublik Deutschland haben, selbstständig etwas zu machen. Wer erreichen will, dass neue Arbeits- und Lebensformen sich durchsetzen und neue Technologien nicht nur die alten Klowände ersetzen, denen man seine Gedanken anvertraut – der muss AUFSTEHEN und MACHEN. Sich wehren, kämpfen, streiten. Um des Fortschritts willen.

Zukunft: In Arbeit!

Wir brauchen in den Betrieben aber nicht nur „rebellische“ Mitarbeiter, die verkrustete Strukturen aufbrechen. Wir brauchen auch Chefs und Manager, die in der Lage sind, Personal über räumliche Distanzen hinweg zu führen und Projekte mit virtuellen Teams zu managen. Wir brauchen Manager, die sich neuen Technologien nicht verweigern, sondern vorbildlich damit umgehen. Wir brauchen fortschrittliche Denker, die Medienkompetenz bei Mitarbeitern aller Ebenen fördern. Für die ein Home-Office selbstverständlich ist. Und wir brauchen vor allem VERTRAUEN. Darauf, dass (Arbeits-)Beziehungen bei guter Organisation auch dann funktionieren, wenn man sich nicht persönlich kennt.

Originaltext : Zukunft: Schon vorbei?

Über die Autorin:

Heike Arnold, Jahrgang 1959, lebt und arbeitet seit 2007 in Velden an der Vils. Die nebenberuflich als freie Fachjournalistin, Autorin und Online-Redakteurin tätige Unternehmerin (Kommunikation, Marketing, Text) gründete 1996 eines der ersten virtuell organisierten Dienstleistungsunternehmen in Deutschland. 2001 erschien bei der DVA „Das Webworker Handbuch. Wie man mehr vom Leben mit der Arbeit hat.“; 2004 folgte ein umfangreiches Online-Dossier (http://virtuelleunternehmen.wordpress.com/) über die Erfahrungen, die Arnold als Partnerin der Wirtschaft in mehrjährigen Forschungsprojekten des Bundes machen konnte. In ihrem Blog „Entwicklungen“ – Arbeit, Menschen, Technik“ teilt Arnold die Beobachtungen, die sie über den Wandel von Arbeitswelten – und darüber hinaus – macht. Mehr von und über Heike Arnold: http://twg-consulting.de/ ; http://heike-arnold.de/ ;http://heikearnold.wordpress.com/

Getaggt mit , , , , , , , , , ,