Archiv für den Monat Oktober 2012

AMBOSS – Neue E-Learning Software für Medizinstudenten ohne Stoff-Bulimie


MIAMED TEAM 

Letztens stieß ich auf einen sehr lesenswerten Artikel von Gunnar im Debatten-Magazin The European mit dem Titel „Akademische Automaten“. Unter anderen kritischen Punkten erwähnte er im Artikel die Problematik des langfristigen Erinnerns des gelernten Stoffes in Universitäten. Hier der Abschnitt:

„In den Wissenschaftsfabriken mit ihren Sprachcodes und Trainingscamps wird nicht der Regelbruch kultiviert, sondern die Stoff-Bulimie: reinschaufeln, auskotzen, vergessen.“

Die Formulierung habe ich mir jetzt genommen Gunnar 🙂 , denn es könnte nicht zutreffender sein. Genau mit der Lösung dieser und anderer kritischer Punkte (unten mehr) will das Team von miamed Medizinstudenten auf dem Weg zum Staatsexamen effizient unterstützen. Ich habe die Jungs von miamed um weitere Infos zur neuen E-Learning Software AMBOSS gebeten. Unten eine Zusammenfassung des Infopaper zur Veranschaulichung.

Das Konzept

Das Team von miamed entwickelt derzeit mit seinem Know-how aus Medizin, Didaktik und Softwareentwicklung eine innovative E-Learning-Lösung, die die Möglichkeiten einer Online-Vorbereitung für das zweite Staatsexamen der Medizin voll ausschöpft.

Das Problem

Für das medizinische Staatsexamen ist die Prüfungsvorbereitung mit Hilfe von Fragen des Multiple- Choice-Typs aus kommentierten Alt-Examina unumgänglich. Derzeit wird nur eine eingeschränkte Anzahl an Lern-Programmen zur Bearbeitung dieser Fragen angeboten.  Sie sind so zwar ausreichend, nutzen aber die Möglichkeiten moderner Software und die damit verbundenen individuellen Interaktionen mit dem Benutzer nicht genügend aus. Dies birgt ein entscheidendes Problem: Derartiges Lernen ist aus neurobiologischer und lernkognitiver Sicht nicht effizient.

Die Lösung

miamed verbindet moderne Ansätze des E-Learnings mit dem speziellen Know-how der Gründer (Software und herausragendes Examensfachwissen). Diese Verbindung erlaubt es eine innovative E-Learning- Plattform zu realisieren, die die Lerneffizienz der Medizinstudierenden steigert.

Das miamed Team hat die Examensvorbereitung analysiert und folgende Probleme festgestellt:

  1. Der Multiple-Choice-Fragentyp ist sehr eigen und setzt eine bestimmte Herangehensweise voraus.
  2. Fortgeschrittene wollen zur gegebenen Antwort nur einen hochspezifischen Kommentar –vs.-Anfänger brauchen die volle Tiefe (alle Informationen zu einem Themengebiet).
  3. Das langfristige Erinnern des gelernten Stoffes ist ein kritischer Punkt der Examensvorbereitung.
  4. Der Stoffkatalog ist sehr umfangreich und es können nur mühsam Relevanzen und Schwerpunktthemen identifiziert werden.
  5. Die derzeit erreichbaren digitalen Lernprogramme mit der Bearbeitung der Multiple-Choice-Fragen zur Staatsexamenvorbereitung nutzen die effizienten Lernmöglichkeiten mit moderner Software und damit verbundenen individuellen Interaktionen nicht.

Aus diesen Problemen leiten sich Bedürfnisse der Studierenden ab, die mit der Umsetzung von Lerntheorien durch eine intelligente Software gelöst werden können.

  • Assistiertes Lernen: hilft dem Studierenden nachzuvollziehen, welche Schritte gegangen werden müssen, um diese Art von Fragen zu beantworten. Dazu steht u.a. ein Oberarzttool (gibt Hinweise, ohne die Frage zu beantworten) zur Verfügung. Durch diese Interaktionen gelingt es, ungezieltes Raten zu unterbinden und den Lernenden zum Denken anzuregen sowie seine Wahrnehmung für entscheidende Informationen zu schulen. Abhängig vom Lernfortschritt hat jeder Studierende einen speziellen Bedarf an Wissen. 
  • Bedarfsorientiertes Lernen: nach Beantwortung der Frage werden in jedem Fall die richtige Antwort und ein dazugehöriger Kommentar eingeblendet. Bei falscher Beantwortung geht das Programm auf den begangenen Fehler ein. An jeder Stelle kann der Studierende selbst entscheiden, ob er tiefer in ein Thema eindringen möchte, indem er auf verlinkte Lernkarte zurückgreift. Dadurch werden Fortgeschrittene nicht durch redundantes Lesen aufgehalten. Gleichzeitig werden Anfänger über ihre Fehler aufgeklärt und können ihre Wissenslücken durch Einsteigen in die Lernkarte schließen.
  • Multimodales Lernen erhöht die Lerneffizienz um ein Vielfaches. In den Lernkarten kann der Studierende nach Bedarf auf Text, Multimedia und interaktive spielerische Inhalte zurückgreifen. Hier werden beispielsweise Texte, Videos und Bilder angeboten.
  • Adaptives Lernen Alle IMPP-Prüfungsfragen wurden vom miamed Team analysiert und verschiedenen Gruppen zugeordnet. Während der User kreuzt, analysiert das Programm im Hintergrund seine Stärken und Schwächen, sammelt diese und lässt sie in die Auswertung der jeweiligen Lernsitzung mit einfließen.

Bevor sie offiziell online gehen, können sich Interessenten  zum Testen anmelden.  Ab 01.12.2012 könnt ihr auf www.miamed.de, aber auch bei Lehmanns oder Amazon AMBOSS kaufen! Aus meiner Sicht ein vielversprechendes E-Lernprodukt  Im Zuge der Zeit. Es lohnt sich für alle Medizinstudenten mal einen Blick rein zu werfen.

 

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Der Wert einer menschlichen Information wird immer größer sein als eine leblose Markenbotschaft


Ein Gespräch mit Victor Sahate:

 

Bei den aktuellen von dem BVDW veranstalteten DMMA Awards, hatte ich ein interessantes Gespräch mit dem damaligen Creative Director von SYZYGY AG in London Victor Sahate gehabt.  Victor Sahate  wurde zusammen mit seinem team-mate John Bennett für „ 20 Things… 2011“ in der Kategorie Social Media mit silver prämiert. Hier die Zusammenfassung unseres Gesprächs:

Als wir über das Projekt gesprochen haben erklärte er:

„Die Idee war ein illustriertes Poster mit den 20 viralen Ereignissen im Internet zu schaffen und das Internet für die Publikation zu nutzen. Dies durch nicht bezahlte Media.  Wir haben ein Social Media Framework entwickelt und dieses Projekt war eben  die Applikation dieser Idee. Wir wollten beweisen, dass es eben ohne bezahlte Media geht. Und wir haben  es in allen Punkten bewiesen. Mit einem maximalen Budget von 5 Tausend Pfund für Produktion und Media haben wir alle Punkte des Frameworks bewiesen. Wir brachten damit in einer sehr kurzen Zeit mehr Views für die Seite von SYZYGY als in den 10 Jahren zuvor. Mehr als  5.0 Mio. Views.  Es war wahrscheinlich das billigste Advertising Modell der letzten Zeit. Die Investitionskosten im Vergleich mit der „Return of Awerness“ war absolut unübertroffen.  Ohne ein Cent bezahlt zu haben, waren wir von Wired, Wallpaper, Mashable, Creative Magazine, The Telegraph und vielen anderen einflussreichen Magazinen und Blogs erwähnt und verbreitet  worden. Die Verbreitung lief nur durch die gängigen verfügbaren Social Media Kanäle. Wir hatten mit der Arbeit außerdem einen Semi-Künstlerischen-Wert erreicht. 100  Poster, unterschrieben von dem Zeichner, sendeten wir an die Agenturen-Fans und einflussreichste Personen der Branche, die einen enormen Wert bildeten. Und das alles nur mit 5 Tausend Pfund.“

Der Marktverkäufer, der mehr Fisch verkauft, ist derjenige, der die Hausfrau inspiriert ein tolles Abendessen zu kochen und nicht der, der am lautesten „FISCH“ schreit.

Victor erklärte weiterhin die Wichtigkeit der Schaffung von Dialogen in der neuen sozialen Kommunikation:

„Dieses Poster war ebenfalls eine ermutigende Herausforderung. Allein durch die Zeichnungen konnten die Menschen versuchen zu entdecken, welche die 20 coolsten Ereignisse des Jahres waren. Das hat für einen enormen Konversationsgrad gesorgt: Unterhaltungen, Diskussionen in der Bar, E-Mails-Tausch, Wetten bei der Arbeit etc. Das heißt, der Inhalt des Posters hat Vektoren von Interesse generiert, was eigentlich der reale WERT von Social Media darstellt und definiert.“

Dabei ergänzte er weiter:

„Nun ist das Ganze eine Plattform wo jedes Jahr ein neuer Künstler die 20 bewegendsten Internet Ereignisse des vergangenen Jahres illustrieren kann. Für die Zukunft stellt es eine Arbeit von unschätzbarem Wert dar. Stellt man sich vor wie es in 15 Jahren aussehen wird? Das Spannende für mich ist es,  die Existenz eines neuen Branding-  und Marketingformats, das in erster Linie das Interesse der Konsumenten in den Vordergrund setzt und die neue vernetzte Realität nutzt, bestätigt und bewiesen zu haben. Sehr interessant dabei ist es die Tendenz, die sich gerade neu aufzeichnet, dass Kreative Agenturen und Media Agenturen sich zusammen tun. Es wird noch viele Diskussionen darüber geben, aber die Notwendigkeit eines neuen Marketing Modells scheint wohl unumstritten zu sein.“

Social Media verstehen und umsetzen:

„Die Veränderungen in der aktuellen Kommunikation brechen viele Grundhaltungen und Business Planungen, vor allem bei den „Großen“ und älteren Organisationen. Alle „scheinen“ es verstanden zu haben. Allerdings wird es noch sehr wenig in die Tat umgesetzt. Ich glaube, das Grundprinzip hat sich nicht verändert: Ein Produkt oder Dienstleitung zu kommunizieren, sodass es relevant für die Konsumenten ist. Die Struktur der Lieferung hat sich verändert.

Der Wert einer menschlichen Information wird immer größer sein als eine leblose Markenbotschaft. Die Meinung eines Freundes war immer wichtiger als die einer Marke. Heute stehen dir 700 Meinungen von Freunden auf Abruf zur Verfügung. Eine Marke, die sich an den Interessen seines Konsumenten orientiert und sich stetig vernetzt, wächst. Konnektivität heißt in der heutigen Zeit Wachstum. Daher empfehle ich  Unternehmen sich ganzheitlich für das Internet zu öffnen und in professionellen Social Media Marketing Kampagnen zu investieren.“

Victor Sahate ist heute global creativ director von  McCann Worldgroup

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Die Markenführung ist tot – Es lebe die Marketingführung


Von Tobias Bischkopf

Moderne Marketingführung ist Evolution nicht Konstruktion, Veränderung mit der Community nicht gemäß der Zielgruppe, Brand-Community-Building und -Providing nicht das Führen von Marken. Unternehmensintern erwächst das Marketing zum zentralen Organisationsprinzip und entscheidenden Faktor in der Strategiedefinition. Unternehmsextern hat es die Aufgabe alle Interaktionsprozesse so zu prägen, dass sie dem integrativen Faktor gerecht werden. Nur auf diese Weise können die ganzheitliche Inszenierung von Kommunikationsmassnahmen und die extern relevanten Transaktionsprozesse auf unternehmensinterne Strukturen und Denkhaltungen treffen, um wahrhaft und dauerhaft und glaubhaft zu sein. Marketing als Führungsfunktion zum Management von Brand-Communities ist die Killer-Applikation für moderne Vertrauensorganisationen. Markenführung ist tot. Marketing ist Führung.

Es ist soweit. Im Zuge der Internet-Revolution sind die Marketingberatung und das Brand-Management endlich wirklich beim „integrierten identitätsorientierten Markenführungs-Ansatz“ angekommen. Persönlichkeit muss sie haben, die Marke. Eine einmalige Identität muss definiert werden. Und modelliert. Und modifiziert. Und kontinuierlich an gesellschaftliche Trends und Entwicklungen angepasst werden muss sie auch. Denn: Zum Ziel- und Wertesystem von 90 % der Weltbevölkerung gehört der Wunsch nach Eingebettet-Sein in ein System aus partnerschaftlichen Beziehungen, Austausch, Sicherheit und Verbundenheit. Der Aufbau von Vertrauensbeziehungen ist ein vereinfachendes Instrument zur Reduktion der Umweltkomplexität und -veränderung mit der sie es tagtäglich zu tun haben. Überforderung, Risiko, Intransparenz, Unruhe und Unsicherheit sind Lebens- und Denkzustände, die im Zeitalter des decision overloads nicht akzeptiert werden. Die Zugehörigkeit zu einer Brand-Community erleichtert die Bewältigung der Probleme von Konsumenten in modernen Gesellschaften und bietet Unternehmen Möglichkeit die Transaktionsprozesse mit ihren stakeholdern in dauerhafte Vertrauens- und Aufmerksamkeitsbeziehungen zu transformieren.

Doch damit nicht genug. Zum einen ist Markenbildung bei steigendem Interesse und wachsender Emanzipation von Medien, Analysten, Anlegern oder Mitarbeitern nicht mehr alleine eine Sache der Nachfragerorientierung. Zum anderen steht immer weniger Zeit zur Verfügung, geplant und gerichtet die unzähligen Veränderungen der immer fragmentierter werdenden Handlungs- und Denkwelten der relevanten shareholder zu adaptieren und auf sie zu reagieren. Markttransparenz und kontinuierlich schneller werdender Wandel in allen gesellschaftlichen Bereichen: Marke als Vertrauens- und Beziehungsgrundlage, ja. Marke rein mechanistisch verstanden als optimierbare Konstruktion, nein. Das Broadcasting-Zeitalter ist nicht erst seit dem Cluetrain-Manifest beendet. Die Antwort der Kommunikationsbranche lautet Corporate Communication, CRM, Online-PR, Campaigning oder integriertes Marketing und erhebt irgendwie immer den Anspruch, jetzt aber wirklich den ganzheitlichen, dialog-orientierten Austausch ohne Medienbrüche statt one-to-many-Kommunikation inszenieren zu wollen.

Doch auch diese Ansätze werden hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben und nicht mehr als Einzellösungen sein, wenn Agenturen und insbesondere Unternehmen nicht ein grundlegendes Verständnis dafür entwickeln, dass Marke nicht „Besitz“ eines Unternehmens ist, sondern im Auftrag ihrer stakeholder gepflegt werden muss. Nur so können sie als Persönlichkeiten, die Lebensbestandteil und Lebenspartner innerhalb ihrer Community sind, entwickelt werden und ganzheitlich handeln. Nur mit einer grundlegenden entsprechenden Philosophie werden Marken als Manifestation von Organisationen, die Positionen beziehen, Fehler machen und Brüche bewältigen, fassbar bleiben und dauerhaft im Markt handeln und wahrhaft kommunizieren können. Nur aufbauend auf einer Denkhaltung, die auf das Providing der Markengemeinschaft ausgerichteten ist, kann der zentralen Gefahr transparenter Märkte, der Bedrohung als inkonsistente, konstruierte und unglaubwürdige Marken-Persönlichkeiten entlarvt zu werden, begegnet werden.

Der Weg dorthin ist ein einschneidender, revolutionärer unternehmensinterner Evolutionsprozess, der grundsätzliche Paradigmen-Wechsel unternehmensintern als auch -extern einleitet. Ziel ist der, durch eine, dem Ziel des Brand-Community-Providing verpflichtete, Philosohie geleitete, Aufbau eines integrierten Systems aus Strategie, Organisation und Kommunikation: Je besser es gelingt Strategie, Struktur, Performance und Kultur als dynami-sches System zu steuern, desto anpassungsfähiger und überlebensfähiger wird die Marke, desto geringer sind Komplexität und Handlungsvarietät auf Unternehmensseite und desto höher das Vertrauenspotential. Je mehr die Unternehmenskommunikation berücksichtigt, dass neben den Leistungserstellungsprozess in zunehmendem Masse Transaktionen und Austausch zwischen allen stakeholdern eines Unternehmens treten, wachsen die Bereiche Performance und Kommunikation zusammen und sind als ganzheitliches System von Strukturen, Regeln, Muster, Kultur, Selbstverständnis begreifbar und konsistent.

Die auf transparenten Echtzeitmärkten geforderte Philosophie ist Marketing in moderner Form: Marketing als alle Bereiche der unternehmerischen Wertkette betreffende Querschnittfunktion, als Organisations-, Kommunikations- und Strategie-Prinzip. Nicht als mechanische Disziplin, sondern mit der Aufgabe alle im Zusammenhang mit der Brand-Community stehenden Prozesse so zu integrieren und zu prägen, dass jegliches Auftreten der Unternehmenspersönlichkeit in transparenten Echtzeit-Märkten bestehen kann. Die dazu notwendige kontinuierliche Evolution ist nicht konstruktivistisch organisierbar. Vielmehr handelt es sich, unter massgeblichem Einbezug aller Mitgliedern der Brand-Community, um einen kontinuierlichen Entwicklungsprozess, der nicht kontrolliert, sondern alleine koordiniert werden kann. Marketing kann hier als Instrument zur Wahrung der Mediations- und Synchroni-sationsgewalt über die notwendigen Evolutionsschritte unternehmensintern und innerhalb der Markengemeinschaft dienen und erwächst zur zentralen Führungsfunktion.

Über den Autor:

Dr. Tobias Bischkopf ist Leiter Marketing & Vertrieb bei einer der größten deutschen Betriebkrankenkassen (www.novitas-bkk.de). Er ist (TV-)Journalist, PR-Berater, Konzeptioner, Blogger, Aufmerksamkeitsmanager, Gründer des Deutschen Instituts Transaktionsdesign und Nutzologe (www.nutzomat.de). Und am liebsten tut er das: Markieren. Campaignen. Transaktionswerte optimieren, Service designen und boxen (www.combatclubcologne.de). Online findet man ihn u.a. hier: http://www.whohub.com/tobibiko, http://gplus.to/tobibiko, http://www.tobiasbischkopf.de, http://www.tobibiko.de, und hier http://www.attentionattention.de.

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