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Andreas Klug von ITyX im Interview – über disruptive digitale Veränderungen, künstliche Intelligenz und die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt #CCW2015


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Menna war – Feldschreiber des Königs-. Sein Grad in Theben ist mit Landwirtschaftlichen Szenen reich geschmuckt.

Interview mit Herrn Klug, Vorstand / Chief Marketing Officer der ITyX, zur Veröffentlichung des Whitepapers „Erfolgreich im Digitalen Wandel“

In Eurem Whitepaper „Erfolgreich im Digitalen Wandel“, das erste einer geplanten Reihe von branchenspezifischen Veröffentlichungen zur Digitalisierung, seht Ihr „Digitale Ökosysteme“, die die Service-Ökonomie verändern werden. „Kundenservice-Verantwortliche sollen Ihren Wertbeitrag in der Digitalen Welt überdenken“. Unten einige Kernaussagen:

  • Für fast alle klassischen Geschäftsmodelle gilt: wer bis 2020 nicht ein alternatives, der fortschreitenden Digitalisierung gerecht werdendes Geschäftsmodell entwickelt hat, wird unter dem disruptiven Druck des Wettbewerbs leiden anstatt ihn selbst auszuüben.
  • Disruptive Veränderungen erfassen die Ökonomie mit einer nie dagewesenen Geschwindigkeit. Das verändert die IT. Digitale Innovation entsteht längst nicht mehr in den Unternehmen, sondern in Digitalen Ökosystemen – und durch die Konsumenten.
  • Die neuen Digitalen Geschäftsmodelle werden erst möglich, weil ein smartes Ökosystem entstanden ist. Contact Center und Service- Organisationen sind aber – Stand heute – nicht Teil dieses Ökosystems.
  • Geschäftsmodelle müssen künftig strikt aus Kundensicht durchdacht und gestaltet sein.
  • Call Center müssen ihren Wertbeitrag für den Konsumenten überdenken.
  • Abwarten ist keine Option mehr.

Sind diese Tatsachen nicht bereits beim Management angekommen? Und liegt nicht die wahre Schwierigkeit in der Umstrukturierung, also beim Change Management? Bei der internen Anpassung an die veränderte externe Realität und bei allen anderen Aspekten, die hier mitwirken? Wie siehst Du das? Und welche wären für dich die kritischen Punkte für diese Transformation? 

Unternehmen brauchen eine neue DNA, um den digitalen Wandel zu überleben

Menschen hassen Änderung. Wir lassen ungerne „Gewohntes“ zurück und drücken uns gerne davor, Innovatives zu wagen. Schauen Sie alleine, wie wir ein Musikinstrument lernen: der Lehrer macht es uns vor und wir versuchen das Beobachtete exakt nachzuahmen. Einfach loszuspielen käme uns nicht in den Sinn. Mit diesem Gefühl wähnen wir uns in einer zweifelhaften Sicherheit, nichts „Falsches“ zu tun. Im Digitalen Wandel sind aber andere Tugenden gefragt. Steve Jobs hat mit dem iPhone den Digitalen Wandel mit eingeläutet. Er ist aus damaliger Sicht über das „Denkbare“ hinaus gegangen. Er hat Dinge in Frage gestellt und sein Geschäftsmodell neu aufgesetzt. Das ist die DNA, die im Digitalen Wandel hilft. Kurskorrekturen werden in vielen Branchen nicht ausreichen. Und ja: In Europa fehlt uns vielleicht ein wenig dieser Gründergeist. Oder zumindest seine Unterstützung. In den USA sitzt das Risiko-Kapital einfach lockerer. Während Investoren in den USA einsteigen, weil sie an die Überlegenheit des Geschäftsmodells glauben, studieren wir die Business Pläne und warten ab. Wir stehen Innovationen skeptisch gegenüber.

Die CCW 2015 – die führende Service-Messe in Europa – steht vor der Tür. Was stellt ITyX in diesem Jahr für Neuigkeiten vor?

Für uns steht die CCW in diesem Jahr unter dem Motto „Be Smart“. Smarte Software vereinfacht und beschleunigt Service-Prozesse. Neben einer neuen Version unserer Multichannel-Plattform CONTEX zeigen wir eine neue Lösung für Predictive Analytics – die Echtzeitanalyse von Daten-Streams aus allen relevanten Unternehmensquellen.

Im Whitepaper wird davon gesprochen, dass die Technisierung alltäglicher Prozesse in weitestgehend autonom abgewickelten Wertschöpfungsketten Jobs kosten wird. Ist das ein möglicher Grund für die Zurückhaltung von deutschen Unternehmen gegenüber Software mit künstlicher Intelligenz? 

Innovationsskepsis können sich Unternehmen auf Dauer nicht leisten

Ich sehe mich selbst durchaus als einen Futuristen. Von daher bin ich Optimist und beurteile Technologie immer danach, wie sie der Ökonomie und den Menschen helfen kann. Mich motiviert der Digitale Wandel Tag für Tag. Und ich glaube, dass wir in der zweiten Hälfte der Dekade vor fundamentalen Veränderungen stehen, die durch die Vernetzung von Wertschöpfungsprozessen, Ressourcen, Daten und Kommunikation entstehen. Künstliche Intelligenz ist ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung.

Neue Gegebenheiten bringen auch neue Entwicklungen. Denn bei dem aktuellen Entwicklungssprung bewegen wir uns in die Richtung, dass immer weniger Menschen gebraucht werden. Das ist eindeutig wahrnehmbar. Zum Beispiel in der Landwirtschaft. Bald brauchen Landmaschinen auch keinen Fahrer mehr, werden miteinander kommunizieren und sich per Smartphone oder Tablet steuern lassen. Raubt die nützliche Technologie den Menschen ihre Lebengrundlagen oder sollen wir die Arbeit, so wie wir sie kennen, neu erschaffen?

Die Frage, welche Auswirkungen vernetzte Digitale Ökosysteme, die sich weitestgehend selbst abwickeln und optimieren, auf viele Arbeitsplätze haben werden, ist ein zentraler Aspekt der neuen Service-Ökonomie. Aufzuhalten ist diese Entwicklung allerdings nicht. Schon immer hat die Technisierung von Wertschöpfungsketten disruptive Verschiebungen ausgelöst. Denken Sie an die Japaner, als sie in den frühen Achtzigern erstmals ihre Autos mit Robotern zusammensetzten und wir in der Produktion in Deutschland auf Kurzarbeit gehen mussten. Stets haben Veränderungen Jobs gekostet und an anderer Stelle neue Stellen geschaffen. Das wird diesmal nicht anders sein.

Andreas, ich wünsche Dir und ITyX viel Erfolg und herzlichen Dank für das Interview.

Vernetzt Euch!

 

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Andreas Klug beschäftigt sich seit 1993 mit innovativen Lösungen im Contact-Center-Umfeld. Als Senior Consultant betreute er im Banken-/Mobilfunk-Umfeld Themen wie ACD-/CRM-Integration, bevor er 2003 Mitglied im Vorstand der ITyX wurde. Er verantwortet Marketing und Öffentlichkeitsarbeit der ITyX Gruppe.

 

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Warteschleifen sind der Tod der Callcenter. Was auf das Management in Zukunft zukommen wird. Eine These.


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Foto: Ulrich Kamp / pixelio.de

Die Zahl der neuen Lösungen zur Verbesserung des Kundenservices im Internet wächst. Chat, Instant- Messaging-basierter Kundenservice, Live-Video, Co-Browsing etc. versprechen derzeit Einfachheit, persönliche Nähe und ein besseres Kundenerlebnis. Soweit, so gut. Click to Video, Click to Co-Browsing sollen dem Kunden den Kontakt zum Unternehmen vereinfachen. Lösen diese digitalen Service-Angebote aber die grundsätzlichen Probleme eines Contactcenter-Managers? Wie beispielsweise Wartezeiten und die Problematik der richtigen Einschätzung des Mitarbeiterbedarfs?

Ein Callcenter ist ein wesentlicher Kostenfaktor für Unternehmen. Im Massenkundengeschäft belaufen sich diese Kosten pro Sekunde Gesprächszeit bis auf 130.000 € (aus BBM-Projekten). Eine saftige Summe. Ein anderes Problem stellt die ungleiche Verteilung

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Ideen als Rohstoff der Zukunft – Daten, Information und Wissen


Gustavo Reich 2008

Daten, Information und Wissen beherrschen heute unseren Alltag. Diese drei Wörter sind heute überall durcheinander gewürfelt zu lesen, oft werden vor allem Data und Information als Synonyme behandelt. Wissen wird auf der einen Seite als Voraussetzung für Erfolg, Ruhm und Ehre dargestellt. Auf der anderen Seite wird Wissen als eine Art Produkt behandelt, das man sich kaufen kann, wenn nötig. Alles ein wenig nebulös. Ich halte es für sehr wichtig, diese Begriffe auseinanderzuhalten, denn genau hier könnte der Kern des Problems liegen, wie ich finde. Es ist Konsens, dass wir heute in einer Informations- oder Wissensgesellschaft leben. Dass heißt: Data, Information und Wissen spielen zunehmend eine maßgebliche Rolle in unserem Leben.

Daten

Daten sind nichts. Sie existieren einfach und haben keine andere Bedeutung außerhalb ihrer eigenen Existenz. Ohne irgendein Instrument kommen Daten nicht ans Licht. Wir können beispielsweise Wärme nicht sehen. Wir können sie aber spüren. Wenn sie nicht spürbar wäre, könnte eine Wärmebildkamera nichts ausrichten. Um Daten zu erfassen, brauchen wir Instrumente  biologischer oder technischer Natur. Die Daten werden dann gesiebt, kondensiert, organisiert, damit sie für den Erfasser einen Sinn ergeben. Bedeutend ist dabei der Faktor Mensch. Unsere Sichtweisen hängen immer von dem gesellschaftlichen Kontext ab, in dem wir uns bewegen. Kultur, Ethik, Moral, Berufsqualifikation, Nationalität, Wirtschaftssystem und vieles mehr entscheiden darüber, was wir sehen (wollen) oder was nicht.

Information

Daten werden durch Bedeutsamkeit zu Informationen. Ich “sehe” nur etwas, wenn es für MICH Bedeutung hat. Nur durch den Wahrnehmungsfilter einer spezifischen Relevanz gewinnen Informationen für eine Person oder Gruppen an Bedeutung.

Wissen

Information wird durch ihre Anwendung zu Wissen. Es steht für gesammelte praktische Erfahrung. Wissen besteht in der Regel aus wichtigen Errungenschaften, die in der Geschichte von Menschen oder Unternehmen eine positive Rolle gespielt haben. Dazu gehören ebenfalls negative Erfahrungen.

Daten werden in immer größeren Mengen vorhanden sein. Die Verfügbarkeit der Daten für den Menschen wird durch die vorhandenen Instrumente begrenzt und über unseren kognitiven Hintergrund definiert. Das bedeutet: Unmengen an Daten werden erst gar NICHT beachtet. Durch unzureichende Beobachtungsstrumente und vor allem wegen der blockierenden Relevanzfilter werden große Mengen an Daten nicht zu einer Information und nicht zu Wissen.

Wie viel mehr Wissen könnte zusätzlich entstehen, zum Beispiel für bessere Entscheidungen, wenn wir unser Relevanzfilter ein wenig durchbrechen; wenn wir zumindest ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass die Sicht auf Informationen durch die Relevanzbrille und ihre Nutzung als Produkt zum Nichtwissen beiträgt. Wäre das nicht ein Mehrwert für unser Informationszeitalter? Die Entwicklung eines neuen Umfeldes oder eine neue Kultur, in der Wissen und Nichtwissen Hand in Hand gehen und sich gegenseitig bedienen?

Das ungenutzte Potenzial ist groß. Wir brauchen neue Werkezuge dafür!

Vernetzt Euch!

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#Unternehmenskultur – Lässt sich eine Kultur aktiv verändern?


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Bild: Michael P.Ammel © exploring secrets

Man liest derzeit viel über die notwendige kulturelle Veränderung im Unternehmertum.  Nur, was versteht man unter Unternehmenskultur? Wie können wir Kultur überhaupt definieren und vor allem: Lässt sich eine Unternehmenskultur aktiv verändern oder steuern? Diese Fragen haben mich in jüngster Zeit sehr beschäftigt. Es ist mir bewusst, dass ich mich mit diesem Artikel auf schwierigen Pfaden bewege. Ich möchte trotzdem hier ein paar Gedanken niederlegen, die mir dabei eingefallen sind.

Die Definition hängt stark von ihrer Durchsetzbarkeit ab

Die Definition von Kultur ist irgendwie ein Wagnis. So komplex und so facettenreich. Das grundsätzliche Problem ist dabei nicht die Kultur als zu definierendes Subjekt an sich, sondern das Definieren selbst. Viele haben schon Kultur definiert. Die vorhandenen Erklärungen zeigen, dass es von der Wahrnehmung desjenigen abhängt, der definieren will. Das bedeutet: Die Definition ist das Resultat des Bewusstseins des Erklärers zum Zeitpunkt der Definition und entwickelt sich mit der Zeit weiter. Interessant zu beobachten war es, dass die Erklärungen letztendlich den Erklärer selbst erklären. Mit anderen Worten: Man hat ihn gut kennengelernt. Das kann man beispielsweise gut bei hochkomplexen und ungewissen Themen wie bei der Definition des Universums durch Weltallforscher beobachten. Die ganze Erklärung des Universums ist eine Widerspiegelung von uns selbst. Und offenbart damit den Erklärer selbst.

So weit so gut. Ausgehend von der Tatsache, dass es keine absolute Wahrheit gibt, die sich ebenso ändert wie unsere Wahrnehmung, ist für den Erfolg einer Definition entscheidend, ob man genug Ansehen besitzt, um sie in der Gesellschaft durchzusetzen, sodass sie akzeptiert und als Standpunkt – ich sag mal Wahrheit – verbreitet benutzt wird. Dieses “ungesprochene Gesetz” kam bisher aus oberen Gesellschaftsschichten, die meist ein gutes Ansehen genossen haben. Da wir immer ein Bedürfniss nach sicheren Standpunkten haben, lassen wir uns gerne von anderen sagen, woran wir glauben sollen. Ähnlich verhält es sich mit dem Thema Kultur. Im Grunde entziehen wir uns unserer eigenen Verantwortung.

Trotz der Notwendigkeit von Regeln darf die Vielfalt nicht auf der Strecke bleiben

Kultur fühlt sich an wie eine Art Verhaltenskodex. Bei dem Begriff Kodex denken wir direkt an Regeln. Wir brauchen Regeln, das ist klar. Sie dienen der Organisation einer Gemeinschaft, die bestimmte Werte teilen und an ihnen festhalten will. Pure Regeln sind jedoch noch lange keine Kultur. Sie müssen vorher von uns “angenommen” werden – freiwilig oder nicht – und ein Standardverhalten schaffen, das sich konsekutiv wiederholt. Erfahrungsgemäß sehen wir, dass dieser Verhaltenskodex oft geduldet wird und eine zwingende Kraft besitzt. Zum einem, weil er schon da war, bevor man selbst Einfluss nehmen konnte, und zum anderen, weil man sich in einer Gemeinschaft angenommen fühlen möchte, selbst wenn einige mit den kulturellen Aspekten dieser Gemeinschaft nicht einverstanden sind. Das Ganze ähnelt einer Programmierung. Wir vergessen dabei nur, dass wir keine Roboter mit derselben Hardware sind. Wir sind Menschen, und Vielfalt ist unsere wertvollste menschliche Eigenschaft.

Was versteht man unter Unternehmenskultur? Erweiterte Gedanken.

Während meiner Auseinandersetzung mit dem Thema wurde mir klar, dass Kultur mit Werten zu tun hat, die einer angesehenen Minderheit entstammen – ob zu Recht oder nicht. Auch wenn wir frei sind zu tun, was wir wollen, besteht erheblicher Druck, diesen Werten zwingend zu folgen.  Unternehmen verfolgen in diesem Zusammenhang keine “Werte”, sondern “Interessen”. Sie müssen ertragsmaximierende Gedanken folgen. Diese sind keine wahre Werte. Da wir heute einen Großteil unseres Lebens bei der Arbeit verbringen, hat sich dieser kulturelle Aspekt des Unternehmertums auf unser Sozialleben außerhalb der beruflichen Tätigkeit übertragen. Menschen “bewerten” ihre Zeitgenossen wie Unternehmen ihre Mitarbeiter. Wer bis auf eine Spannweite aus der Reihe tanzt, wird ausgegrenzt. Die „Werte“ dienen eher der Trennung und Entfremdung.

Kultur ist “outcome”, also ein “Ergebnis”. Es hängt unabdinglich davon ab, was jeder einzelne tut. Die Unternehmenskultur ist das Endprodukt der zwischenmenschlichen Beziehungen unter den Mitarbeitern, die Regeln verfolgen, nutzen, leben und verdauen. Die Regeln sind quasi das Futter, und die Kultur ist unsere Ausscheidung auf der Beziehungsebene.

Wie lässt sich eine Unternehmenskultur verändern? 

Das ist die Meisterfrage. Ich denke, die Kultur eines Unternehmens lässt sich in der Tat verändern, unabhängig vom Druck der Unternehmensinteressen, die im Deckmantel einer Unternehmenskultur daherkommt. Zwar ist ungewiss, ob eine Veränderung zu nachhaltigem Erfolg führt, denn es hängt  von den Mitarbeiter ab. Denoch gibt es sicher mögliche und wünschenswerte Ansätze vor allem auf der zwischenmenschlichen Ebene. Ich bin der Meinung eine Unternehmenskultur lässt sich auf der zwischenmenschlichen Ebene verändern.

Was meinen Sie? Kann eine Kultur aktiv verändert werden? Hängt es von uns ab? Welche wären die geeigneten Ansätze?

Vernetzt Euch!

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Das neue #Management: bäuchlings im #Neuland


Unternehmen, und hier meine ich die traditionellen Manager unserer Welt, sind momentan mit einer tiefgründigen Veränderung konfrontiert, vor allem verursacht durch das Medium Internet. Der Widerwillen der Entscheidungsträger mit dem Flow zu gehen, lässt sich mit ein paar Faktoren begründen, die in den aktuellen Managementmethoden (4) und deren daraus entstandener Kultur ihren Ursprung haben. Beispielsweise der sinnlose Durst beim Sammeln lebloser Daten.

Die vernebelte Realität von Kennzahlen

“Regeln in einem Unternehmen vernebeln den Blick auf die Realität. Kennzahlen, Ziele, Anweisungen, Prozessvorgaben, Checklisten, sie wirken alle wie Scheuklappen … Als Mittel der Selbstorganisation können sie nützlich sein. Als Mittel der Fremdsteuerung sind sie jedoch fahrlässig. Denn sie ignorieren die Dynamik unserer Welt. Sie nehmen an, die Welt sei perfekt. (1)

Kennzahlen können nicht allein entscheiden. Sie reduzieren zwar die Eigenkomplexität im Unternehmen, sodass gehandelt werden kann, aber sie entkoppeln sich zunehmend von der Dynamik und der menschlichen Realität außerhalb des Unternehmens. Und dies ist, obwohl Manager sich gerne davon überzeugen wollen, nicht vorhersehbar oder steuerbar.

“Wenn jedoch viele Variablen voneinander abhängig sind, spricht man von hoher Komplexität, und da ist Steuerung nichts weiter als eine Droge. Das kurzweilige Gefühl von Kontrolle macht abhängig. Wir gaukeln uns dann vor, man könnte konkrete Ergebnisse direkt herbeiführen. So als könnten wir Philipp Lahm anweisen, in Minute 19 ein Tor zu schießen.”

In dynamischen Märkten geht es vordergründig um das Wissen über ihre Dynamik und Komplexität. Das Begreifen von komplexen Zusammenhängen ist auf der globalen Welt mehr als nur ein kritischer Erfolgsfaktor. (3)

Die infektiöse Komplexität

In einem in solcher Weise geformten Entscheidungssystem ist Komplexität unerwünscht. Unternehmen haben bisher erfolgreich daran gearbeitet, das schöpferische Chaos aus dem Weg zu schaffen und bildeten Mechanismen, die uns ein illusorisches Gefühl der Kontrolle verschafften. Unter dem Deckmantel der Vernunft wird dabei oft unvernünftig entschieden. Um die Komplexität zu reduzieren, hat man sich in Unternehmen auf das Ausblenden spezialisiert und sich kurzsichtig von gesellschaftlichen Prozessen entfernt.

Die Umstände haben sich allerdings gewaltig verändert. Dieser strikte Umgang mit Zahlen mag früher funktioniert haben, als der Markt noch kleiner und relativ vorhersehbar war. In zunehmend komplexen Strukturen, vor allem jetzt in unserer vernetzten und globalisierten Welt, ist diese Art der Reduzierung der Komplexität ein trügerisches Unterfangen. Die Geschwindigkeit von Veränderungen steigt und kann sogar in den kommenden Zeiten das Ende eines Unternehmens bedeuten. Mit den gängigen Managementmethoden sind die Herausforderungen unserer Zeit so gut wie gar nicht mehr zu überwinden. Trotzdem werden weiter fleißig Informationen gesammelt in der Hoffnung, dass das hilft.

Weißer Rauch steigt auf: Habemus Big Datam!

Der Big-Data-Wahnsinn hilft aber nicht weiter. Denn dabei geht es nur um die Menge der gesammelten Informationen und nicht um die Qualität der Entscheidung. Erstens, weil mehr Informationen nicht unbedingt zu besseren Entscheidungen führen. Ich würde sagen, bei vollständigem Verzicht auf gesunden Menschenverstand und Intuition ist oft eher das Gegenteil der Fall. Zweitens können wir nie alles wissen. Es wird immer Informationen geben, die nicht einbezogen werden. Und wir wissen, dass eine bestimmte fehlende Information den gesamten Entscheidungsprozess, der sich nur auf Ergebnisse von Datenverarbeitungstools stützt, komplett kippen könnte! Die Menge an Information steht nicht in direktem Bezug zu einer besseren Entscheidung.

Bäuchlings mit Köpfchen

Auf der einen Seite steht die immer weiter künstlich reduzierte Eigenkomplexität des Unternehmens, und auf der anderen Seite, die erhöhte Komplexität der Außenwelt. Die Fusion dieser beiden Welten wird einen großen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen bringen. Wir brauchen daher neue Manager und zwar Rational-Intuitive. Also bäuchlings mit Köpfchen. Der Ausdruck könnte nicht schöner sein. Er stammt von Andreas Zeuch in seinem Buch “Feel it!: So viel Intuition verträgt Ihr Unternehmen”.

Andreas Zeuch plädiert in seinem Buch für die Intuition als Versöhnungstool (2), als Wegweiser im Chaos der Komplexität. Diese Versöhnung ist notwendig und bringt uns zur Erkenntnis, dass wir “niemals Komplexität beherrschen können, allenfalls können wir sie handhaben”. Wir sind bereits von Natur aus mit den richtigen Tools ausgestattet, wir sollten sie nur wiederbeleben und nutzen lernen.

Vernetzt Euch!

(1) Ein Unternehmen ohne Ampeln – Werte als Kraftfeld von Entscheidungen

(2) Kennzahlen in Unternehmen – eine Versöhnung ist angebracht

(3) Kompetenzgesellschaft

(4) Modernes Projektmanagement: Eine Frage der Haltung

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